Der Spickzettels im KI-Zeitalter: Warum ich der Meinung bin, dass KI-Nutzung nicht dumm macht

Künstliche Intelligenz (KI) macht dumm?

15.08.2025 | Die Behauptung, dass Künstliche Intelligenz (KI) uns „dumm“ macht, höre ich oft. Sie ist provokant und weckt die Angst vor passiver Abhängigkeit. Doch sie erinnert mich an eine sehr persönliche Erfahrung: das Schreiben eines Spickzettels für eine Prüfung. Das meiste lernte ich dabei, weil ich gezwungen war, mich intensiv mit dem Thema zu befassen. Der Prozess, den Stoff auf seinen Wesenskern zu reduzieren – wie das Einkochen einer Soße – war ein aktiver, anspruchsvoller Vorgang. Diese Analogie ist für mich der prägnanteste Ausgangspunkt, um über aktive versus passive Informationsverarbeitung im KI-Zeitalter zu diskutieren.

Für mich liegt die zentrale Frage nicht darin, ob KI an sich schädlich ist, sondern wie wir sie nutzen. Die Behauptung, KI mache dumm, beschreibt für mich den dynamischen Prozess des „kognitiven Offloadings“ – das Auslagern von Denkleistung. Dieser Zustand ist vermeidbar, wenn wir die richtigen Kompetenzen entwickeln. In meiner intensiven Auseinandersetzung mit diesem Thema habe ich die Erkenntnisse in der Zusammenfassung „Künstliche Intelligenz als Teamplayer – Warum menschliche Kompetenz im KI-Zeitalter entscheidet“ gebündelt. Sie bestätigt meine intuitive Einsicht und benennt die essenziellen Kompetenzen, die eine synergetische Mensch-KI-Kollaboration ermöglichen. Der Spickzettel-Effekt, den ich selbst erlebt habe, dient hier als perfektes Modell für aktives Lernen.

Der Spickzettel und das Skizzenbuch zur Kartierung eines Problems
Der Spickzettel und das Skizzenbuch zur Kartierung eines Problems

Der „Spickzettel-Effekt“: Mein Paradigma für tiefes Lernen

Das Schreiben eines Spickzettels war für mich immer ein Beispiel für aktives Lernen. Es war nie nur ein Kopieren von Informationen, sondern ein intensiver Verdichtungsprozess. Dabei habe ich unbewusst kognitive Fähigkeiten trainiert, die heute im Umgang mit KI entscheidend sind:

  • Selektion: Ich musste relevante von irrelevanten Informationen trennen.
  • Abstraktion: Ich musste komplexe Sachverhalte auf das Wesentliche reduzieren.
  • Strukturierung: Ich musste logische Verbindungen zwischen den Stoffgebieten herstellen.
  • Priorisierung: Ich musste entscheiden, was wirklich wichtig ist.

Die Metapher der „reduzierten Soße“ trifft es genau: Das Ergebnis ist tiefgreifender und nachhaltiger, weil das Wissen aktiv konstruiert und nicht nur passiv aufgenommen wurde. Das stärkt das Gedächtnis und die Problemlösungskompetenz. Es schult uns, unsere eigene Denk- und Urteilsfähigkeit zu stärken, anstatt sie zu untergraben. Ich bin überzeugt, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit KI dieses Modell widerspiegeln sollte. Statt KI-Ergebnisse passiv zu übernehmen, müssen wir sie kritisch bewerten und in unseren Wissensrahmen integrieren.

Kognitives Offloading: Eine Gefahr, der wir uns stellen müssen

Meine Beschäftigung mit dem Thema hat mich auf den Begriff „kognitives Offloading“ aufmerksam gemacht. Ich verstehe darunter das Nachlassen der eigenen Denkleistung, wenn KI-Tools unreflektiert eingesetzt werden. Es ist die menschliche Tendenz, mentale Aufgaben an die KI auszulagern, ohne die Prozesse oder die Qualität der Ergebnisse zu hinterfragen. Aus meiner Sicht führt ein solcher unreflektierter Einsatz zu:

  • Passivem Konsum: Wir übernehmen KI-Ergebnisse, ohne selbst aktiv zu denken.
  • Verlust der Urteilsfähigkeit: Wir gewöhnen uns daran, dass die KI für uns bewertet.
  • Unkritischer Übernahme von Fehlern: Wir übernehmen KI-Halluzinationen oder Vorurteile.

Ich sehe es als unsere Aufgabe, dem kognitiven Offloading aktiv entgegenzuwirken. Die Gefahr liegt nicht in der KI selbst, sondern in der Art, wie wir sie nutzen. Die Bequemlichkeit, sich auf die KI zu verlassen, birgt eine „Komfortfalle“, die uns langfristig kognitive Fähigkeiten kosten kann.

Menschliche Kompetenz: Der Schlüssel für meinen Umgang mit KI

Die Erkenntnisse, die ich in meiner Zusammenfassung gebündelt habe, liefern einen Rahmen, welche menschlichen Fähigkeiten im KI-Zeitalter nicht nur relevant bleiben, sondern an Bedeutung gewinnen. Diese Kompetenzen sind für mich das Gegenmittel zum kognitiven Offloading und ermöglichen eine produktive Mensch-KI-Kollaboration. Sie bilden das Fundament, auf dem ich meinen Umgang mit KI aufbaue:

KompetenzbereichWas er für mich bedeutet
Kognitive SkillsMeine Fähigkeit, analytisch und kreativ zu denken, um KI-Ergebnisse zu steuern und zu prüfen.
Verantwortung & EthikMeine Verantwortung, Bias zu erkennen, Faktenchecks durchzuführen und ethisch zu handeln.
SelbstmanagementMeine Neugier, mich kontinuierlich weiterzubilden und mit Fehlern umzugehen.
Kommunikation & DialogMeine Fähigkeit, KI-Systeme gezielt anzusprechen und durch Feedback zu verbessern.
Kritisches DenkenMeine entscheidende Fähigkeit, kognitives Offloading zu verhindern und meine Urteilsfähigkeit zu bewahren.

Ich sehe diese Kompetenzen als miteinander vernetzt. Mein kritisches Denken ist für mich die Basis, die alle anderen Bereiche durchdringt. Die ständige Weiterentwicklung dieser Fähigkeiten ist für mich der Weg, dem kognitiven Offloading entgegenzuwirken.

Fazit und raus aus der „Komfortfalle“.

Unreflektierter KI-Einsatz kann zur „Komfortfalle“ werden, die unsere Urteilsfähigkeit schwächt. Der Erfolg im KI-Zeitalter hängt deshalb nicht von der Intelligenz der KI, sondern von unserer eigenen Kompetenz ab. Die menschlichen Fähigkeiten zur kritischen Reflexion, ethischen Urteilsbildung und kreativen Problemlösung sind unersetzlich und werden immer wichtiger. Die Zukunft des Denkens liegt nicht im Auslagern, sondern in der bewussten Nutzung von KI als Katalysator für eine Schärfung unseres eigenen Geistes. In diesem Zusammenhang empfehlich ich auch die Umsetzung und Auslegung von Artikel 4 KI-VO.


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Meine Qualifikation

Achim Weidner

Achim Weidner ist Kenner für Datenschutz, Datensicherheit, soziale Medien und generative KI. Mit über 25 Jahren Erfahrung unterstützt er Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen dabei, digitale Herausforderungen zu meistern und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Ansatz und Nutzen

Sein Ansatz verbindet technisches Know-how mit rechtlicher und strategischer Weitsicht. Er liefert praxistaugliche Lösungen und strategische Impulse, um digitale Chancen sicher und effizient nutzbar zu machen. Kunden erhalten damit die Grundlage für belastbare digitale Strukturen und Mehrwert. Achim Weidner ist in der Region Frankfurt RheinMain (Rüsselsheim) sowie bundesweit tätig.

Qualifikationen und Mandate

Achim Weidner ist Absolvent des Zertifizierungsprogramms „Rechtliche Aspekte der IT- und Internet-Compliance“ der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Das Programm deckt Datenschutz, Internetrecht sowie Computer- und Internetstrafrecht ab. Zusätzlich ist er zertifizierter Social Media Manager (IHK) und KI-Manager. Er übernimmt Mandate als externer Datenschutzkoordinator und externer Datenschutzbeauftragter.

Digitale Kompetenz: Tastend durch den Wandel

Mit der KI-Revolution eröffnen sich neue Denkweisen und Arbeitsformen, die Achim Weidner in seine Praxis integriert. Er versteht agentenbasiertes Arbeiten als tastendes Durchqueren des digitalen Flusses: Mensch, KI und Agenten ergänzen sich dabei zu einem Team, das Fortschritt und Mehrwert ermöglicht. So entstehen Lösungen, die den Wandel gestalten und Herausforderungen meistern.

Horizonterweiterung bei openHPI

Lehrkräfteprofessionalisierung für KI in Schule und Unterricht +++ Sustainability in the digital age: Environmental Impacts of AI Systems +++ KI-Biases verstehen und vermeiden +++ Profitable AI +++ Einführung in das Quantencomputing – Teil 1 +++ Digitale Medizin – Was ist ethisch verantwortbar? +++ Digitale Privatsphäre: Wie schütze ich meine persönlichen Daten im Netz? +++ Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen in der Praxis +++ Blick hinter den Hype: Aktuelle Entwicklungen rund um KI, Blockchain und IoT +++ ChatGPT: Was bedeutet generative KI für unsere Gesellschaft? +++ KI und Datenqualität – Perspektiven aus Data Science, Ethik, Normung und Recht +++ Blockchain: Hype oder Innovation? +++ Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen für Einsteiger +++ Blockchain – Sicherheit auch ohne Trust Center

Referententätigkeit

Achim Weidner war als Referent an der Volkshochschule Rüsselsheim und VHS Frankfurt am Main und für die Konrad Adanauer Stiftung tätig, wobei seine Schwerpunkte auf gesellschaftlichen und technologischen Fragestellungen lagen. Zu seinen Vortragsthemen zählten unter anderem: Künstliche Intelligenz (KI), Roboter, Atomforschung, Teilchenbeschleuniger, Digitalisierung, Silicon Valley, Neue Seidenstraße.